Ist ein Elektroauto nun sauber oder nicht?

Ein Skoda Octavia (LPG) im Klimaanlagentest beim Ecotest des ADAC. Foto: ADAC

Ein Skoda Octavia (LPG) im Klimaanlagentest beim Ecotest des ADAC. Foto: ADAC

Dass ein Elektroauto nur dann sauber fährt, wenn auch der Strom ohne Schadstoffe gewonnen wird, ist schon lange klar und in der Öffentlichkeit angekommen. Bislang hat das auch niemand angezweifelt. Er kommt eben nicht einfach aus der Steckdose, der Strom. Bewusste Verbraucher wissen das. Auch bei meinem Test der alternativen Mobilitätskonzepte 2009 war die „Gretchen- und Kernfrage“ der Elektromobilität, ob der Strom dafür aus regenerativen Energien gewonnen wird, wie Solar-Pionier Thomas Hartmann aus Oberndorf es ausgedrückt hatte.

Daran hat sich bis heute nichts geändert. Wenn der Strom für ein Elektroauto aus einem Kohlekraftwerk kommt, ist das schlecht für unser Klima. Immer wieder, wenn in den vergangenen Wochen darüber berichtet wurde, wie umweltfreundlich und/oder alltagstauglich Elektromobilität ist, wurde diese Annahme umgekehrt.

Die meisten Tester gingen in letzter Zeit davon aus, dass die Ökobilanz der Elektromobilität ökologisch betrachtet schlimmer sei, als bei Autos mit Verbrennungsmotor. Mit dem standardmäßig zu Grunde gelegten deutschen Strommix wird die Produktion der Schadstoffe zwar ins Kraftwerk verlagert, aber nicht vermieden.

Nun könnte man hier prinzipiell darüber diskutieren, ob das in besonders mit Schadstoffen belasteten Städten wie zum Beispiel Stuttgart nicht auch schon ein kleiner Erfolg wäre, wenn der Dreck eben nicht dort produziert wird, wo sehr viele Menschen ihn einatmen müssen.

Aber Elektromobilität darf nicht völlig losgelöst betrachtet werden. Es geht nicht nur darum, dass nun ein Elektromotor ein Auto antreibt. Natürlich geht es auch darum, dass der Strom dafür möglichst klimaschonend produziert wird. Und das geht nun Mal am besten mit regenerativen Energien. Also aus Wind, Sonne, Wasser oder Gezeiten. Man kann Elektromobilität natürlich auch mit dem konventionellen Strommix durchrechnen, muss aber auch erneuerbare Energien wenigstens zum Vergleich daneben stellen.

In dieser Diskussion verschärft jetzt der ADAC seinen Ecotest, der die Umweltfreundlichkeit von Autos bewerten soll. In der Pressemitteilung dazu heißt es unter anderem:

Die ersten beiden Elektroautos, die nach der neuen Methode getestet wurden, sind der Volvo C30 Electric und der Renault Fluence Z.E. Expression. Beide Autos verfehlen mit vier Umweltsternen die Höchstwertung von fünf Sternen, da der Verbrauch durch zu hohe Ladeverluste negativ beeinflusst wird.

Und hier muss man den ADAC wenigstens punktuell loben. Ladeverluste sind ein Problem der Elektromobilität und wollten in Berechnungen einfließen. Solche Punkte zu betrachten ist differenzierter, als nur beim Verbrauch vom deutschen Strommix auszugehen und dadurch den CO2-Ausstoß zu berechnen. Verlockend daran ist, dass man das in wenigen Minuten und mit etwas Online-Recherche problemlos hinbekommt.

Allerdings ignoriert auch der ADAC in seinen Berechnungen die Möglichkeit, Ökostrom zu verwenden. Was zum Beispiel dem Elektro-Renault Fluence schlechte Werte verpasst.

Wer übrigens wirklich den Klimanutzen betrachten will, müsste auch Faktoren wie Herstellungsaufwand, Vertrieb und ähnliches in die Rechnung miteinbeziehen. Das wiederum tut bisher aber noch niemand. Der Aufwand wäre auch enorm hoch bis unmöglich.

Ich will mich gar nicht zu sehr dafür verwenden, die Rechnung nur mit Ökostrom zu machen. Ich möchte lieber mit einer (rhetorischen) Frage und einem Denkanstoß schließen:

Welcher Ökospinner gibt heute 30.000 Euro für einen elektrisch motorisierten Kleinwagen aus, hat aber keinen Ökostrom zu Hause?

Wenn ein Elektroauto heute mit schlechten Werten aufwarten sollte, weil es „schlecht“ betankt wird, ist es da nicht zukunftsweisend, dass mit einem anderen Stromtarif oder verbesserter Kraftwerkstechnik hier problemlos die Stromerzeugung dafür revolutioniert werden kann? Ein fünf Jahre altes Verbrennerauto dagegen wird immer fünf Jahre alte Technik in sich tragen. Und wenn doch, wird kaum etwas passieren. Das haben schon die Rußpartikelfilter gezeigt.

Dieser Beitrag wurde unter Fortbewegung, Ökobilanz, Wirtschaft abgelegt und mit , , , , , , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.