Das Eckige gehört ins Runde – das System „rund und flach“

Rund? Eckig? Hauptsache richtig getrennt. Foto: La-Liana / Pixelio.de

Rund? Eckig? Hauptsache richtig getrennt. Foto: La-Liana / Pixelio.de

Schuhe an, Schuhe aus? Klodeckel oben, Klodeckel unten? Mit Serviette oder ohne? Sind Papierküchentücher in Ordnung, oder Umweltfrevel? Soll es auf der Toilette vierlagig und flauschig oder recycelt und dünner sein? Es gibt vieles, was Haushalte unterschiedet. Auch die Gründlichkeit bei der Mülltrennung ist nicht überall gleich stark ausgeprägt. Ab und an lohnt ein Blick über den Tellerrand, denn der sorgt für Überraschungen.

Mein eindrücklichstes innerdeutsches Erlebnis in Sachen Mülltrennung war ein Besuch in München von knapp zehn Jahren. Da verschwand Müll einfach in der Wand. Während ich schon früh einen zweigeteilten Mülleimer für Restmüll und Gelben Sack hatte, meinen Bio-Abfall in einem braunen Eimer mit saugendem Zeitungspapier sammelte und regelmäßig große Stapel Tageszeitungen zusammenband, gab es in München gar keine Mülltrennung (wie ich später erfuhr, gibt es theoretisch eine).

Im Wohnheim, in dem ich damals zu Gast war, gab es ein solches Loch in der Wand – nicht ungewöhnlich in München. Darin verschwand alles, was man nicht mehr haben wollte. Was damit geschah, spielte auch weiter keine Rolle, der Müll verschwindet in der Wand und ist damit weg. Zu Hause widmete ich mich weiter meiner Müll-Trennung, perfektionierte sie teils. Nur manchmal, wenn ich den umweltfreundlichen Papiereinband vom Joghurt-Becher pulte, sehnte ich mich nach Münchner Verhältnissen.

Meine persönliche Abfall-Selektion erschien mir logisch: Ich hatte in einer Papierfabrik schon gesehen, wie aus altem Papier eine neue Bahn werden kann. Es macht also Sinn, da keine Joghurt-Becher dazwischen zu haben. Was Korkplantagen für die Landschaft bedeuten, hatte ich auf Korsika erfahren. Mein Staubsauger ist zu mehr als der Hälfte aus recyceltem Material – das musste doch alles Sinn machen. Doch als es jüngst um den Teilzeit-Verleih der eigenen vier Wände ging, prallten Abfall-Welten aus unterschiedlichen Landkreisen zusammen – der Beginn meiner Trennungs-Krise.

Am Ende der kurzen Führung durch das Haus war noch eine offenbar wichtige Frage offen geblieben: „Oh, eines noch, wie trennt ihr eigentlich euren Müll?“ Die Antwort fiel wegen meiner Ratlosigkeit über das Ziel der Frage kurz aus: „Gründlich.“ Wie denn auch sonst? Restmüll, Biomüll, Gelber Sack und Papier in der Küche. Im Keller finden sich extra Behälter für Kork, Metall, Batterien, Holz, Elektronik und Altglas. Gut vergänglicher Biomüll kommt in den Komposter, mit dem hartnäckigen soll sich jemand anderes herumschlagen, dafür gibt es eine eigene Tonne. Nur eine Wertstofftonne haben wir noch nicht. Was aber des Materials wegen in ähnliche Kategorien wie Verpackung fällt, landet einfach im Gelben Sack des Dualen Systems („Grüner Punkt“). Das aber war gar mit der Frage nicht gemeint – es ging darum, ob es auch bei uns das System „rund und flach“ gibt, oder eben nicht.

Trennen nach der Form – machte das Sinn? Wenn ja, wie? Eine Internet-Recherche brachte mit dann etwas weiter: Bei der Trennung nach rundem und flachem Abfall geht es tatsächlich um die Form der Dinge. Eine leere Plastiktüte ist flach und kommt in den entsprechenden Müll. Wer ein leeres Glas Marmelade in der Hand hält, wirft es in den Mülleimer für Rundes. Dose = rund; Papier = flach.

Absurd wird es beim Tetrapak – der wird von ordentlichen Menschen ein bisschen gespült und klein gemacht. Er gehört dann aber nicht in den Flachmüll, sondern in das Runde. Damit gehört das Eckige – auch gefaltet – ins Runde. Auch Alufolie soll dort rein, obwohl es kaum flacher geht. Allerdings wird nur Verpackung, also Abfall mit dem „Grünen Punkt“, in rund und flach getrennt. Nur die Sinnfrage konnte bisher nicht beantwortet werden, ich hoffe einfach, es gibt eine gute Antwort darauf, warum Styropor und Papier zusammengehören und es kein Problem ist, Glas und Plastik zusammen zu werfen. Wer sie hat: her damit!

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