Wie Mehrweg gegen den Plastikwahn kämpft

Eigentlich ist es eher traurig, wofür die Deutsche Umwelthilfe am kommenden Montag in Berlin zwei Hersteller mit dem „Mehrweg-Innovationspreis“ auszeichnen möchte. Zum einen hat Teinacher ein neues Flaschensystem eingeführt, das den Überblick auf dem Markt nicht vereinfacht, und zum anderen soll zum ersten Mal ein Hersteller von Energydrinks auf die Idee gekommen sein, das gehaltvolle Getränk in Mehrwegflaschen zu füllen.

Es gilt für die gemeinhin progressive Umwelthilfe jetzt also schon als innovativ, wenn jemand einen Energiedrink in die üblichen Mehrwegflaschen aus Glas abfüllt. Wow. Aber in der Getränkewelt sieht es sehr düster aus. Einweg hat seinen heimlichen Eroberungszug in Kästen schon angetreten, weil viele Konsumenten gar nicht bemerkt haben, dass ihnen Einweg-Flaschen untergeschoben wurden. Und tatsächlich: Bei Energy-Drinks gibt’s de facto fast nur Dosen. Zumindest ehrenwert ist es, dass ein Hersteller jetzt eine Alternative bieten möchte.

Mit den geplanten 0,5- und 0,7-Liter-Flaschen kann man sich einen Siegeszug des Energydrinks im Mehrweggewand aber kaum vorstellen. Zumindest koffeinhaltige Brause mit Maracuja-Geschmack ist schon in kleineren Mehrwegflaschen auf den Markt geworfen worden. Immerhin hatte das mit weniger Inhalt und etwas hipper Anmutung eine kleine Chance. Ob die althergebrachten Mineralbrunnenflaschen auf der Fahrt zur Disco geleert werden und nachher zurückgegeben werden? Kaum vorstellbar.

Nun sollte man aber zumindest die Idee von Teinacher nicht gleich schlecht machen: Die Flaschen sollen leichter sein und stecken in einem Kasten aus Recycling-Material. In einem so trägen Markt ist Übersichtlichkeit und Einheitlichkeit wichtig, damit man nicht mit seinem Leergut beim nächsten Händler abgewiesen wird, weil dessen Sortiment anders zusammengesetzt ist. Nur wenn einer der Großen wie eben Teinacher ein neues System einführt, hat es überhaupt eine Chance. Und wenn es attraktiver ist als die schweren Mineralbrunnenflaschen, könnte sich das in ein paar Jahren auszahlen. Dann darf auf der Komfortflasche aber nicht mehr nur Teinacher draufstehen. Ob der Hersteller sein System öffnet, steht noch in den Sternen.

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