Welche Limousinen fahren Politiker – und wie viel CO2 stoßen sie aus?

Je kleiner, desto sparsamer - das gilt auch für die Autos von Politiker/innen. Auf wirklich sparsame Modelle setzen aber nur wenige. Foto: wuestenwind  / pixelio.de

Je kleiner, desto sparsamer - das gilt auch für die Autos von Politiker/innen. Auf wirklich sparsame Modelle setzen aber nur wenige. Foto: wuestenwind / pixelio.de

Welcher Politiker/innen in Deutschland beim Autofahren die größten Umweltsünder sind, hat sich die Deutsche Umwelthilfe (DUH) genauer angesehen. Mit einer grünen, vielen gelben und etlichen roten Karten hat die DUH kategorisiert, wie sparsam die Politiker/innen von einem Termin zum nächsten kommen. Weniger negative Auswüchse – aber auch weniger Vorreiter – bilanziert der Umweltverband. Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer mit seinem 407 PS starken BMW 750i xDrive sorgt für den heftigsten CO2-Ausstoß.

Die Hamburger Umweltministerin Jutta Blankau verdient sich als einzige eine grüne Karte. Sie fährt das kleinste Modell aller Minister und Regierungschefs. Ihr Mercedes Benz C220 CDI, ein Diesel, soll 125 Gramm CO2 pro Kilometer emittieren. Das entspricht laut Norm 4,8 Litern pro Kilometer kombiniert. Langsam ist sie mit dem 170-PS-Schlitten dabei trotzdem nicht. 231 Stundenkilometer sind als Höchstgeschwindigkeit eingetragen.

Vergleichsweise umweltfreundlich sind die Bundesminister unterwegs. Sabine Leutheusser-Schnarrenberger hat mir ihrem Audi A6 3.0 TDI quattro (ein Diesel, wie die meisten anderen Modelle in den Listen auch) einen CO2-Ausstoß von 149 Gramm pro Kilometer. Daniel Bahr auf Platz 10 liegt bei 183 Gramm. Die Spanne ist also recht klein.

Bei den Regierungschefs sind die Unterschiede deutlich größer. Hamburgs Erster Bürgermeister Olaf Scholz hat einen BMW 530d xDrive, der 146 Gramm emittiert. Damit muss er sich vor seinen Kollegen nicht verstecken: Hannelore Kraft, Ministerpräsidentin Nordrhein-Westfalens, hat einen Audi A8 L W12 quattro, der bei 277 Gramm liegt. Volker Bouffier lässt sich in Hessen im gleichen Gefährt chauffieren. Nur Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer kann das mit seinem BMW 750i xDrive um ein Gramm toppen. Die drei schlimmsten Klimasünder fahren allesamt PS-starke Benziner.

Die Umwelthilfe sieht unter den Regierungschefs den „harten Kern der Klimasünder“:

„Anders als unter den Bundesministern hält sich bei den Regierungschefs der Länder ein harter Kern der Klimasünder, die offenbar nicht auf übermotorisierte Statussymbole auf vier Rädern verzichten wollen. Horst Seehofer (Bayern, CSU, BMW 750i xDrive, 407 PS, 278 g CO2/km), Volker Bouffier (Hessen, CDU, Audi A 8 L W12 quattro, 500 PS, 277 g CO2/km), , Hannelore Kraft (NRW, SPD, Audi A8 L W12 quattro, 500 PS, 277 g CO2/km), Klaus Wowereit (Berlin, SPD, BMW 750 Li, 407 PS, 266 g CO2/km) bilden hier die Spitze.“

Der grüne Ministerpräsident in Baden-Württemberg, Winfried Kretschmann, erreicht nur Platz acht. Er hat zwar die Protz-Karosse seines Vorgängers, Stefan Mappus, gegen ein weniger stark gepanzertes Fahrzeug getauscht, liegt aber immerhin noch bei 195 Gramm pro Kilometer – ganz knapp vor der Grenze für die rote Karten der Umwelthilfe, ab 196 Gramm wird sie vergeben. Die Deutsche Umwelthilfe betrachtet das im Verhältnis zur ganzen Regierung:

„Den größten Sprung nach vorn machte die neue grün-rote Landesregierung in Baden-Württemberg. Wie nach ihrer Amtsübernahme angekündigt, wählten die Regierungsmitglieder Sprit sparendere und umweltfreundlichere Dienstfahrzeuge. Dadurch verringerte sich der durchschnittliche CO2-Ausstoß von 224 g CO2/km zum Ende der Amtszeit der CDU/FDP-Regierung Mappus auf jetzt 168 g CO2/km (Rang 6). Der Dienstwagen von Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Bündnis90/Grüne) emittiert mit 195 g CO2/km immer noch 50 Prozent mehr CO2 als die EU als Zielwert für das Jahr 2012 vorsieht – aber immerhin 145 g CO2/km weniger als der seines Vorgängers Stefan Mappus (CDU).“

Die grüne Karte gibt es bis 130 Gramm (EU-Zielwert seit 2012), die gelbe von 131 bis 195 Gramm und eine rote Karte ab 196 Gramm CO2-Ausstoß. Hier gibt es die ganze Tabelle.

Dass nur sehr wenige Politiker/innen bereit sind, auf Größe und Komfort zu verzichten, enttäuscht etwas. Denn man sieht an den wenigen guten Beispielen, dass kleinere Modelle sehr viel effizienter sind. Dass ein Smart für enge Terminpläne, lange Strecken und viel Arbeit an Bord nicht in Frage kommt, soll hier auch gar nicht angezweifelt werden. Dass es aber zum Beispiel auch mit der oberen Mittelklasse, wie einer E-Klasse geht, beweist Olaf Scholz.

Hier geht es zu einem Video, in dem der baden-württembergische Staatssekretär Ingo Rust im Landtag alle Fahrzeuge der Regierung vorlesen muss.

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