„Was muss man tun, um bei euch Kunde zu werden?“ – vom Kampf, Ökostrom von den Stadtwerken Tübingen zu bekommen

uschi dreiucker / pixelio.de

uschi dreiucker / pixelio.de

Der Plan war simpel: Von der EnBW zu den Stadtwerken Tübingen wechseln, statt mit bösem Kohle- und Atomstrom die Nachtspeicheröfen mit Wasserkraft aufladen lassen und damit eine komplett CO2-freie Heizung haben. Dank des deutlich geringeren Stromverbrauchs durch unseren Kaminofen war das nun endlich möglich.

Bis Ende 2012 hat dieser lang gehegte Wunsch warten müssen, weil es bis vor kurzem keinen Zweizähler-Tarif gab, der mit Ökostrom funktioniert hat. Die prinzipiell schon kostspielige Situation für uns als Strom-Heizer schien sich noch zu verschärfen, als die EnBW eine Preiserhöhung von 30 Prozent in zwei Jahren ankündigte.

Als die Ankündigung in der ersten Zeitung zu lesen war, habe ich mich mal wieder informiert, ob es mittlerweile nicht doch einen Stromversorger gibt, der auch Ökostrom für einen Zweizähler-Tarif anbietet. Und tatsächlich – die Stadtwerke Tübingen machen das endlich. Und es würde uns durch den geringeren Stromverbrauch etwa 30 Euro im Monat zusätzlich kosten. Gut angelegtes Geld für’s Klima.

Dass es diese Kombination nun endlich gibt, hatten mir allerdings nicht die Stadtwerke bestätigt, bei denen ich angefragt hatte, sondern eine gut informierte Tübingerin. Dass meine Anfrage erst sehr spät beantwortet wurde und dann auch noch alle von mir gestellten Fragen offen blieben, war vorerst kein größeres Drama. Ein paar E-Mail-Wechsel später wusste ich fast alles, was ich wissen wollte.

Die Ansage der Stadtwerke waren allerdings klar: Wechseln Sie nicht zu uns, wir sind zu teuer. Ich hatte der Sachbearbeiterin daraufhin vorgerechnet, wie viel nuklearen Abfall und CO2-Ausstoß ein Wechsel in einen Ökotarif bringen würde und bat darum, mir die Vertragsunterlagen zuzuschicken. Es geht immerhin um 4,5 Tonnen CO2 weniger und 15,4 Gramm nuklearen Abfall weniger.

Zur gleichen Zeit teilte die EnBW mit, dass die EEG- und die KWK-Umlagen erhöht werden. Laut der AGB ermöglichte mir das ein Sonderkündigungsrecht. Zwar weigerte sich ein Mitarbeiter der EnBW mehrmals, die Kündigung zu akzeptieren, etwa fünf ausführliche E-Mails später und nach einer Anfrage an die Pressestelle war meine Kündigung nun endlich durch.

Nur die Stadtwerke Tübingen hatten sich noch nicht bei mir gemeldet. Keine Antwort auf meine Bitte, einen Vertrag zugeschickt zu bekommen, kein Vertrag im Briefkasten. Also rief ich an und wollte nachhaken. Die zuständige Mitarbeiterin war nicht da, mir wurde aber ein Rückruf versprochen. Das war am 8. Dezember. Der Rückruf kam nicht. Am Tag darauf versuchte ich es noch einmal per Telefon.

Ein anderer Mitarbeiter machte mir nicht viele Hoffnungen, dass ein Wechsel zum 1. Januar noch möglich sei. Zu kurzfristig sei das. Zwei Monate würde so ein Wechsel schon in Anspruch nehmen. Ziemlich verärgert fragte ich, was man den tun müsse, um bei den Stadtwerken Tübingen Kunde zu werden. Eigentlich sei es gar nicht schwer, meinte der Mitarbeiter.

Er faxte mir einen Vertrag zu und versprach, sich persönlich darum zu kümmern, dass der Wechsel zum 1. Januar 2012 noch klappt – spätestens zum 1. Februar sei er auf jeden Fall möglich. Ich müsse den Vertrag aber noch am, gleichen Tag zurück faxen. Das tat ich dann auch. Und wartete mal wieder.

Erst nach Weihnachten kam es mir etwas komisch vor, noch keine Bestätigung über meinen Bluegreen-Vertrag bekommen zu haben. Wieder ein Anruf, wieder ein versprochener Rückruf, wieder kein Rückruf. Heute habe ich es wieder versucht. Der (wieder andere) Mitarbeiter von gestern hatte von mir eine Kopie des Vertrages per E-Mail bekommen. Leider war es der falsche.

Der bemühte Mann von Anfang Dezember hatte mir das falsche Formular geschickt. Man würde sich jetzt aber bemühen, das alles zwischen den Jahren noch erledigt zu bekommen, hieß es. Meine ursprüngliche Sachbearbeiterin vom November würde sich wieder melden. Das hat sie bis jetzt noch nicht getan. Wenn es nicht klappt, falle ich in den Grundversorgungstarif zurück und darf viel zu viel Geld an die EnBW zahlen. Wenn das passiert, werde ich richtig sauer.

Nachtrag, 29. Dezember 2011

Ich werde nicht richtig sauer. Es klappt nun wohl doch noch alles. Sogar eine kleine Entschuldigung klang in einer Mail der Stadtwerke durch.

Dieser Beitrag wurde unter Haus und Hof, Ökobilanz, Wirtschaft abgelegt und mit , , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.