Verätzte Kiemen: Grund für Ammer-Fischsterben unklar

Hunderte Fische in der Ammer sind tot. An den Kiemen der verendeten Tiere fanden die Tübinger Kreisfischer Verätzungen.

Die Ammer sei, was den Fischbestand betrifft, „fast tot“, sagt Udo Dubnitzki, Wasserwart beim Kreisfischereiverein Tübingen. Dubnitzki und seine Kollegen sind seit Montag unterwegs, um zwischen Gültstein und Poltringen tote Forellen, Ellritzen und Stichlinge aus dem Wasser zu holen. Wo die Angler Laichplätze zum Aufbau der Forellen-Population angelegt haben, müssen sie jetzt verendete Tiere bergen. Ein für Fische tödlicher Schadstoff muss über die Herrenberger Kläranlage in Gültstein in die Ammer gelangt sein. Oberhalb der Kläranlage starben keine Tiere.

Insgesamt fanden die Fischer 300 tote Fische – darunter 60 Forellen. Gestorben seien aber mehr, sagt Dubnitzki. Überleben konnten nur kleine Fische, die in seichtes Wasser geflohen waren oder in Nebenarmen Zuflucht gesucht hatten. Vor was sich die Tiere retten mussten, ist noch unklar. Dubnitzki berichtet von Verätzungen an den Kiemen. Ein Zeichen für ein „aggressives Mittel“.

Die Abteilung Abfall, Umwelt und Gewerbe der Böblinger Polizei (früher Wirtschaftskontrolldienst) hat Wasserproben entnommen und versucht nun zu ermitteln, was zum Fischsterben geführt hat. Bis die Proben untersucht sind, könne es dauern, sagt Polizeisprecher Jörg Kußmaul. Das hänge „von der Priorität“ ab, die den toten Fischen zugesprochen wird.

Mit der Suche nach der Ursache werden sich die Beamten schwer tun, sagt Kurt Knöller, Leiter des Böblinger Wasserwirtschaftsamts. Schließlich sei ein Gift schon weiter stromabwärts, wenn Fische an der Wasseroberfläche treiben. Auch Knöller hat keine Erklärung, was genau in die Ammer gelangt ist. „Irgendeine Chemie muss es gewesen sein“, sagt er. Das Gift sei durch die Kläranlage in Gültstein geleitet worden. Dort gibt es zwar Anlagen, die Veränderungen im Wasser messen. Die schlagen aber nicht bei jedem Gift Alarm. Und der pH-Wert sei die ganze Zeit normal gewesen, berichtet Knöller.

Mit Folgen für die Fischbestände im Neckar rechnet Udo Dubnitzki nicht. In Pfäffingen etwa sind keine toten Fische mehr gesichtet worden. „Bis dahin hat sich das soweit verdünnt, dass kaum noch etwas passiert“, sagt er.

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