Pendix: Einfache E-Bike-Nachrüstung für das Lieblings-Fahrrad

Mit sechs Kilogramm und wenig Aufwand beim Einbau scheint Pendix eine gute Nachrüst-Lösung für diejenigen zu sein, die ihr gutes Fahrrad nicht tauschen wollen.

Mit sechs Kilogramm und wenig Aufwand beim Einbau scheint Pendix eine gute Nachrüst-Lösung für diejenigen zu sein, die ihr gutes Fahrrad nicht tauschen wollen.

Simpel gestrickte Nachrüst-Sätze für E-Bikes scheinen gerade Konjunktur zu haben. Während Add-e offenbar von Go-E Onwheel mit seinem Reibrollenantrieb kopiert worden ist, setzt Pendix auf einen nachrüstbaren Antrieb am Tretlager – und damit auf das häufig genutzte Mittelmotorkonzept. Das einfache Design und die technischen Daten sehen auf den ersten Blick recht vielversprechend zu sein. Der Preis liegt mit 1500 Euro auf dem Niveau von einfachen Bionx-Antrieben und ist damit keine Lösung für schmale Geldbeutel. Dafür ist der Einbau sehr einfach.

Ein wesentliches Kriterium für vernünftige Nachrüstsätze ist die Art der Krafterkennung. Viele Systeme – wie etwa die hier schon vorgestellten Reibrollensysteme – arbeiten leider nur mit Drehzahlsensoren. Sie kennen auch bei langsamen Umzirkeln von Fußgängern oder Begrenzungen nur an oder aus für den Motor – Feingefühl für das Fahrrad geht dabei verloren. Zudem beschleunigen sie meist auf 25 Stundenkilometer, wenn es der Motor hergibt.

Einen Bionx-Antrieb zum Beispiel dagegen stört kaum, man kann auch langsam damit fahren. Das Bionx-System gehörte deshalb bisher zu den besten Nachrüstmöglichkeiten, war aber teuer und zugleich kompliziert einzubauen. Mit dem Pendix gibt es jetzt eine neue Konkurrenz, die einfacher beim Einbau ist – und die trotzdem solide die Tretkraft ermitteln soll: Eine „feinfühlige Dosierbarkeit der gewünschten Unterstützung“ stand für Pendix im Lastenheft. „Aus diesem Grund setzen wir ein Drehmomentmesslager ein, welches die Trittkraft des Fahrers präzise bestimmt. Damit kann der Motor drehmomentabhängig geregelt werden“, sagt Stefanie Schneider aus der Marketing-Abteilung von Pendix auf Nachfrage von Ökoalltag.

Die Stärke der Unterstützung wird per Dreh am Akku eingestellt. Da die Farbanzeige mit LEDs auch verrät, wie viel Energie noch im Akku ist, kann auf eine Bedieneinheit verzichtet werden. Ab 2016 soll das System per Bluetooth mit dem Handy verbunden werden können. Der Antrieb unterstützt in drei Modi eine Unterstützung von 75 Prozent bis 200 Prozent. Das dürfte für den Alltagsnutzen reichen.

Die Technik sitzt komplett im runden Gehäuse des bürstenlosen Motors am Tretlager, der Akku kommt an die Flaschenhalterung und ab dafür. So simpel das Konzept zumindest außen ist, so wenig gibt es dabei zu beschreiben. Wie gut sich das Pendix-System in der Praxis schlägt, dürfte sich vermutlich bei einem Test im Januar klären. Ökoalltag wird versuchen, das System im Alltag auf Herz und Nieren zu prüfen. Sparsame Mittelmotorantriebe wie zum Beispiel von Bosch liefern ordentliche und damit alltagstaugliche Aktionsradien. Bionx enttäuscht hier dagegen. Wenn Pendix sparsam genug ist, dürfte es die Nase beim Duell vorne haben.

Der im sächsischen Zwickau ansässige Hersteller ist mit den Verkaufszahlen seit dem Start im September „sehr zufrieden“, heißt es im Marketing. Das Unternehmen hatte nach der Eurobike-Messe etliche Anfragen von Händler bekommen, die das System ins Portfolio aufnehmen wollen, weshalb die Sachsen bei der Lieferung etwas hinterherhecheln. Pendix setzt voll auf einen Vertrieb durch Fachhändler. Das Pendix-System sei ein hochwertiges Produkt, das auch vom Händler korrekt eingebaut werden soll. Deshalb gibt es keine Experimente mit dem Direktvertrieb und frustrierten Selbstschraubern.

Dabei gibt es ein kleines rechtliches Problem: Die Haftung geht mit dem Einbau auf den Händler über – er wird zum Hersteller. Etliche Fachhändler hatten deshalb in der Vergangenheit Nachrüstlösungen wie Bionx aus dem Sortiment genommen. Der Hersteller Pendix geht davon aus, dass nicht viel schief gehen kann. Das System sei so simpel einzubauen, dass es kein größeres Risiko mit sich bringe als andere im Fahrradhandel übliche Nachrüstungsgimmicks. Sicherheit gehe dabei vor: Die Händler müssten jeweils entscheiden, ob gebrauchte Räder nachgerüstet werden können oder nicht.

Pendix wiegt nur sechs Kilogramm

Am Akku wird das System ein- und ausgeschaltet. Auch die drei Unterstützungsstufen lassen sich hier wählen. Der LED-Ring verrät mit seiner Farbe, wie voll der Akku noch ist.

Am Akku wird das System ein- und ausgeschaltet. Auch die drei Unterstützungsstufen lassen sich hier wählen. Der LED-Ring verrät mit seiner Farbe, wie voll der Akku noch ist.

Da das System mit knapp sechs Kilogramm zwar nicht so leicht ist wie kleinere Nachrüstlösungen, es aber praxistaugliche 300 Wattstunden Akkukapazität bietet, kann sich das Gesamtsystem auch auf der Waage sehen lassen. Normale, halbwegs leichte Fahrräder liegen auch nach einer Nachrüstung noch unter 20 Kilogramm. Das ist ein gutes Gewicht für ein E-Bike und macht das Fahren ohne Unterstützung zum Beispiel auf der Ebene bei höheren Geschwindigkeiten nicht unnötig schwer.

Dass der Antrieb auf der linken Seite optisch ziemlich aufträgt, ist der einzige sichtbare Nachteil. Das geschlossene, glatte Gehäuse für den Antrieb und die Flaschenform des Akkus müssen sich optisch nicht verstecken.

Und wie immer wird jeder Kritiker von Nachrüstlösungen sagen, dass normale Räder nicht auf die Geschwindigkeiten und die Leistung von Elektroantrieben ausgelegt sind. Für den Verschleiß am Antriebssatz gilt das beim Pendix sicher analog zu anderen Mittelmotorantrieben. Was die Leistungsfähigkeit anderer Komponenten angeht, dürfte allerdings die Zielgruppe eine ausreichende Antwort geben: Niemand rüstet ein billiges Fahrrad mit einem 1500-Euro-Antrieb nach. Bei den meisten dürfte der Wert des Fahrrads den des Antriebes übersteigen. Und dann sind im Normalfall hochwertige Rahmen, zupackende Bremsen und ein ordentliches Schaltwerk verbaut. Vermutlich ist das sicherheitsrelevante Zubehör dann sogar besser, als bei so manchem mittelpreisigen E-Bike.

Technische Daten

Antrieb

Antrieb Bürstenloser Tretlagermotor
Leistung 250 W nominal*
Geschwindigkeit (max) 25 km/h**
Antriebstufen 3
Drehmoment (max) 50 Nm

Akku

Akku Typ Lithium-Ionen (abnehmbar)
Kapazität 300 Wh nominal
Spannung 48 V
Ladezeit 3 h
Ladezyklen 500
Reichweite (max) 105 km***

Unterstützung

Radgrößen alle Größen unterstützt
Rahmengrößen alle mit handelsüblichem Bauraum und Tretlager mit Standardgewinde BSA 68 o. 73

Maße

Gewicht 5,9 kg (Gesamtsystem)
Gesamtgewicht (max) 120 kg (inkl. Gepäck)
Maße Akku 80 x 276 mm (D x H)
Maße Antrieb 292 x 206 x 50 mm (B x H x T)

* Referenz Deutschland (250 Watt für EU-Länder)
** Mit reiner Muskelkraft höhere Geschwindigkeiten möglich
*** Abhängig von Fahrer, Fahrstil, Topographie und der Antriebsstufe

(Quelle Pendix.de)

Alle Fotos: Hersteller

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