Ökolabel für Autos: Dick sein zahlt sich aus

Datenblatt zur angeblichen CO2-Effizienz. Foto: Deutsche Energie-Agentur GmbH (dena) / Ingo Heine

Datenblatt zur angeblichen CO2-Effizienz. Foto: Deutsche Energie-Agentur GmbH (dena) / Ingo Heine

Bei der Recherche für die neun Ausreden, einen Geländewagen zu fahren, bin ich mal wieder über die Kennzeichnung zur CO2-Effizienz gestolpert. Die auch Ökolabel genannte Farbskala findet sich schon lange bei Kühlschrank, Waschmaschine und Co. und zeigt dort an, wie sparsam ein Gerät ist. Das gibt es mittlerweile auch für Autos. Seit Ende 2011 ist es sogar verpflichtend vorgeschrieben. Doch die Umsetzung ist mehr als fraglich.

Der Start selbst war schon recht holprig. An der Aussagekraft der weichgewaschenen Idee zweifelten viele. Journalisten und Umweltverbände wollten sich nicht von der Ausgestaltung überzeugen lassen. Und VW zum Beispiel geriet in die Kritik, beim Ökolabel zu schummeln.

An für sich wäre das Label eine tolle Idee gewesen. Wenn ein Auto viel verbraucht, wäre der unkundige Fahrer mit einem Ampelsystem vor dem Kauf davor gewarnt worden. Sparsamkeit hätte sich auf jeden Fall ausgezahlt. Das Bewusstsein von Verbrauchern hätte steigen können.

Allerdings ist diese Rechnung ohne die Autolobby gemacht worden. Damit die großen deutschen Autos nicht nur rot sehen, wurde die Effizienz in Deutschland an das Fahrzeuggewicht gekoppelt (nicht an den Stauraum, nicht an die Zahl der Sitzplätze). Damit gilt: Je schwerer, desto besser.

Die Formel dafür: CO2-Referenz = 36,59079 + 0,08987 × Masse.Auto
Abgeleitet wird die Klasse dann von einer entsprechenden Tabelle.

Deshalb erreicht zum Beispiel ein Geländewagen die Klasse A – besser wäre nur A+ gewesen. Ein Kleinwagen der Kategorie „automobiler Verzicht“ mit 4,4 Litern Normverbrauch erreicht nur die Klasse D und trägt schon gelb. Selbst bei Smart sieht es nicht viel besser aus. Der Smart-Diesel, ein 3-Liter-Auto, bekommt nur Stufe B verpasst. Der Geländewagen verbraucht doppelt so viel, wiegt aber einfach entsprechend mehr und ist auf den ersten Blick für den Verbraucher umweltfreundlicher.

Das ist alles nicht neu. Aber auch hier, bei Ökoalltag.de,  sollte es wiederholt werden: Das ist so Käse. Vor allem angesichts einer alltäglichen Beobachtung im Stuttgarter Stadtverkehr: Die fetten Geländewagen dort ziehen keinen Anhänger, sind nicht voll beladen, sondern transportieren meist nur einen einzigen Menschen.

Ja, ja, ist ja gut. Dem Wortsinn der „Co2-Effizienz“ nach sind die Geländebomber für ihre Größe und ihr Gewicht ganz gut unterwegs. Zwei kleinere Autos würden ähnlich viel verbrauchen – und wiegen. Aber das ist eben nicht der absolute Verbrauch. Und ob jemand mit einem alten Mittelklassewagen sieben Liter Sprit verbraucht, oder mit einem effizienten Geländebomber, ist dem Klima egal. Weniger ist hier mehr.

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