Umwelthilfe: Kompostierbare Tüten im Bio-Müll nicht abbaubar

Im Bioabfall sind Fremdstoffe zu sehen, die den Abbau erschweren. Dazu gehören laut Umwelthilfe auch Biotüten von Aldi und Rewe. Foto: Deutsche Umwelthilfe

Im Bioabfall sind Fremdstoffe zu sehen, die den Abbau erschweren. Dazu gehören laut Umwelthilfe auch Biotüten von Aldi und Rewe. Foto: Deutsche Umwelthilfe

Wenn es stimmt, ist es ein Verbrauchernepp erster Güte: Die Deutsche Umwelthilfe kritisiert Rewe und Aldi für ihre angeblich kompostierbaren Tragetaschen. Die seien – anders als behauptet – nicht im Biomüll abbaubar. Man kann sie Bioplastiktüten nennen, die angeblich ökologischen und nachhaltigen Tragetaschen. Laut Umwelthilfe sind sie aber alles andere als Bio. Manche Kommunen verbieten sie sogar im Bioabfall.

Nachtrag am Ende des Artikels

Wer halbwegs ökologisch denkt, legt keine Plastiktüte auf das Einkaufsband des Supermarktes. Denn dieser Plastik- und damit Erdölverbrauch lässt sich vermeiden, wenn man mit Rucksack, Transportkisten oder ähnlichem einkaufen geht. Wenn nun Aldi und Rewe anbieten, Tragetaschen im Programm zu haben, die man später im Biomüll entsorgen kann, könnten auch Ökos mal schwach werden.

Das sollten sie aber nicht, sagt die Deutsche Umwelthilfe:

„Aldi und Rewe täuschen Verbraucher mit vermeintlich nachhaltigen Einkaufstüten. Die als kompostierbar beworbenen Tragetaschen aus Bioplastik bestehen zu mehr als zwei Dritteln aus Erdöl und werden weder kompostiert noch recycelt. [Die] Deutsche Umwelthilfe fordert sofortiges Ende der Werbelüge und Umstellung auf umweltfreundlichere Alternativen.“

Da ich (quasi) nie in das Fach der Plastiktüten greife, wusste ich nicht, dass es diese Tragetaschen auf angeblicher Biobasis gibt. Es gibt aber auch spezielle Beutel für Biomüll, die nach derselben Norm zertifiziert sind, wie die Tragetaschen. Und diese Norm ist ein Problem, sagt die Umwelthilfe.

„Zwar sind die Aldi- und Rewe-Tüten nach der (öffentlich nicht zugänglichen) Norm DIN EN 13432 biologisch abbaubar. Jedoch offenbart diese bei genauerer Betrachtung eine große Schwäche. Denn nach ihrer Vorgabe müssen die Plastiktüten erst innerhalb von zwölf Wochen unter bestimmten Vorgaben und Faktoren wie Feuchtigkeit, Temperatur und Sauerstoff in industriellen Kompostierungsanlagen zu mindestens 90 Prozent zersetzt sein. Deutsche Kompostierungsanlagen arbeiten in der Regel mit deutlich kürzeren Verweilzeiten zwischen ein bis acht Wochen. Gleichzeitig reicht der nach der DIN Norm EN 13432 auch nach knapp drei Monaten zugelassene Plastikanteil von zehn Prozent im Kompost aus, um dessen Qualität erheblich herabzusetzen. Viele deutsche Kommunen haben deshalb die Entsorgung von Bioplastiktüten und anderen Biokunststoffen über die Biotonne verboten.“

Diese Mülltüten für den Bioabfall benutzen wir auch. Sie sind sehr bequem, weil sie im Gegensatz zu Papiertüten oder Altpapier nicht so schnell aufweichen und man als den Biomüll auch einfach mal ein paar Tage länger in der Küche stehen lassen darf. Die Gefahr, dass so eine Tüte mal durchbricht, wenn man das feuchte Biozeug in den Komposter oder den Bioabfall umsetzt, ist deutlich geringer. Außerdem lassen sie sich fliegenunfreundlich verschließen.

Auf den Tüten von Rewe, von denen wir ein Päckchen zu Hause haben, steht, dass sie unter anderem aus Stärke bestehen, was ich beim Ökotest vor dem Kauf für vertretbar gehalten habe. Dass aber auch Plastik enthalten ist, war mir nicht klar.

Da Bioabfall zunehmend als Ressource für Biomasse-Kraftwerke genutzt werden könnte, ist es auch denkbar schlecht, wenn die Qualität des Abfalls gemindert wird. Müll ist heute nicht mehr nur Müll, sondern zunehmend auch Wertstoff. Selbst der Biomüll. Deshalb bleiben die Tüten künftig im Regal.

Die Deutsche Umwelthilfe geht übrigens gegen Rewe und Aldi vor. Sie mahnt die Unternehmen wegen „Verbrauchertäuschung“ ab.

Nachtrag

Der Hersteller der Tüten hat gegen die Deutsche Umwelthilfe eine einstweilige Verfügung erwirkt. Damit darf die Umwelthilfe nicht mehr behaupten, die Tüten seien nicht kompostierbar. Mehr dazu

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