Erstkontakt mit einer Mini-U-Bahn – Twizy-Tagebuch Tag 1

Erste Rückwärtsfahrt in die Garage, wo es Strom für den Renault Twizy gibt. Zwei Wochen lang berichte ich, wie sich der Twizy im Alltag schlägt.

Erste Rückwärtsfahrt in die Garage, wo es Strom für den Renault Twizy gibt. Zwei Wochen lang berichte ich, wie sich der Twizy im Alltag schlägt.

Ein Renault Twizy klingt an der roten Ampel wie ein alter Bulli von VW – es nagelt vernehmlich aus dem Kofferraum – könnte man meinen. Aber die Dieselgeräusche kommen vom Hintermann und einen Kofferraum sucht man vergeblich. Das ist ein Elektroauto. Das summt beim Anfahren, kennt man sonst vom U-Bahn-Fahren.

Der erste Fahrkontakt mit einem Renault Twizy fiel am Ende positiv aus. Das kleine Gefährt hat mich flott und problemlos nach Hause gebracht. Über das Wie der Fortbewegung mit der Mini-U-Bahn berichte ich in den kommenden zwei Wochen hier.

Geplant war mit dem Twizy ursprünglich ein Wintertest. Kein ABS, kein ESP, keine Heizung, ja, noch nicht mal Scheiben hat der Twizy zu bieten. Trotzdem soll er wintertauglich sein? Zumindest gibt es im Zubehör sogar Winterreifen dafür. Ob der Twizy, anders als ein Roller, als Ganzjahresfahrzeug taugt, wollte ich gerne testen. Dass man sich dafür im Winter gut einpacken muss, war klar. Testfahrzeuge waren bei Renault im Dezember aber nicht verfügbar. Erst mit dem zaghaften Frühjahrsbeginn war ein Fahrzeug greifbar. Trotzdem soll der Twizy beweisen, dass er viel nähe an automobilen Standards ist, als es zum Beispiel das Twike oder der CityEl zu ihrer Zeit waren.

Was ist der Twizy?

Kurz zu den wesentlichen Fakten: Der Renault Twizy ist klein, beschleunigt mit Strom, hat vier Räder, aber keine Scheiben. Er fährt bis zu 80 Stundenkilometer schnell und bietet nur zwei Leuten Platz. Wer mehr wissen will, darf sich gerne durch die technischen Daten wühlen.

Zuerst fehlt mir die Ablage für den linken Arm, dann greift die Hand statt an die Schaltung ins Leere. Zwar ist das Cockpit am Anfang ungewohnt, doch der schmale Innenraum ermöglicht es, beide Arme gleichzeitig aus den Fenstern baumeln zu lassen. Pardon, aus den Löchern. Fenster oder besser gesagt Scheiben in den Fenstern gibt es nicht. Nur im Zubehör zum Festklipsen.

63 Prozent des Akkus auf 36 Kilometern geleert? Hoffen wir für die Reichweite, dass der Testwagen nicht ganz voll war (auch wenn die Ladebalken das angezeigt hatten).

63 Prozent des Akkus auf 36 Kilometern geleert? Hoffen wir für die Reichweite, dass der Testwagen nicht ganz voll war (auch wenn die Ladebalken das angezeigt hatten).

Aber an lauen Sommerabenden will man sich damit gar nicht beschäftigen. Etwas weniger Turbulenzen im Innenraum gibt es ohnehin bei niedrigeren Geschwindigkeiten. Die kommen auch dem Komfort zu Gute. Wer zu schnell über schlecht sanierte Straßen rumpelt, wird im Innenraum hin und her geworfen. Wo einem im Auto langsam die schlechte Qualität der Straßen erst auffällt, knallt man im Twizy mit dem Kopf schon beinahe an den Dachhimmel.

Ladehemmungen in Stuttgart

Stuttgart hat eine recht gute Infrastruktur für Elektroautos. Die EnBW hat etliche Ladesäulen installiert und damit ein ansehnliches Netz über die Stadt gespannt. Da könnte auch der Twizy Saft ziehen. Allerdings muss man dafür einen Jahresvertrag mit der EnBW abschließen.

Wer im Daimler-Museum zu Besuch ist, wie ich am Abend bei einer Veranstaltung, kann sogar kostenfrei Strom tanken. Nur ich nicht. Der Twizy hat einen normalen Schuko-Stecker. Was zu Hause von Vorteil ist, taugt an diesen Schnellladestationen gar nichts – der Stecker passt nicht.

Mit dem Reststrom des Tages – und das ist heute noch viel – geht es vom Kessel in Stuttgart auf der Weinsteige recht steil bergauf. Von den bis dahin angezeigten 70 Kilometern Restreichweite bleiben nach der Steigungsorgie auf der Überholspur nur noch 30 Kilometer übrig. Auf der Ebene der B27 stieg die Reichweite wieder. Angeblich soll die Reichweite aus dem Verbrauch der zuletzt gefahrenen 150 Kilometer ermittelt werden. Da der Testwagen aber noch keine 400 Kilometer auf der Uhr hat und zuletzt länger als geplant im Werk festhing, könnte sich die Beliebigkeit der Anzeige noch etwas bessern.

Trotzdem: Morgen lasse wir es mal langsamer angehen. Dann haben die Leute auch mehr zu schauen – schon bei wenigen Passanten am späten Abend verdrehen alle den Kopf nach dem Twizy. Aber es ist gut, wenn sie ihn sehen – denn hören können sie ihn nicht. Er macht nur dann auf sich aufmerksam, wenn man den Fußgänger-Piepser aktiviert. Aber der nervt den Fahrer schnell. Wann der Twizy noch völlig verquer piept, will ich morgen mal genau anschauen.

Alle Beiträge im Twizy-Tagebuch gibt es hier.

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