Wie bei den Stadtwerken Tübingen Preiserhöhungen verkauft werden

Hier fließt jetzt Strom aus Wasserkraft. Gerd Altmann / pixelio.de

Die Stadtwerke Tübingen stellen bei der Stromrechnung neue Regeln auf. Gerd Altmann / pixelio.de

Dass ein Mal im Jahr Post des Stromanbieters im Briefkasten liegt, ist nicht ungewöhnlich. Von entlasten und anpassen ist die Rede – es geht meist aber nur um eine Preissteigerung. So auch bei den Stadtwerken Tübingen im November. Sogar das böse Wort der Preiserhöhung fällt gegen Ende des Briefes. Ja, der Strom bei den Stadtwerken Tübingen wird teurer.

Diese Preiserhöhung wird aber nicht von den Stadtwerken Tübingen gemacht. Sie kommt. Offenbar von selbst. Einfach so? Nein, die EEG-Umlage ist schuld. Also die Umlage für die Erneuerbaren Energien aus Wind, Wonne und Wasserkraft.

Dass der Ökostrom an der Preiserhöhung der Stadtwerke schuld ist, findet Sebastian Rudischer, Sachgebietsleiter Privat- und Gewerbekunden, nicht weiter schlimm. Es geht ja um die Energiewende. Die ist den Stadtwerken wichtig, weil sich das Unternehmen den „nachhaltigen Umgang mit Energierohstoffen“ auf die Fahne und in den Brief geschrieben hat. Das stimmt sogar.

Sinkende Strompreise auf dem Großhandelsmarkt zeigen, dass die Energiewende schon in Gang und langfristig auch für den Geldbeutel  gut ist. Steht mal ein Windrad, kostet der dann produzierte Strom kaum noch Geld. Bei fossilen Energieträgern ist das anders. Sie müssen immer wieder nachgefüllt werden. Atommüll muss sogar verbuddelt werden.

Damit genug Windräder, Sonnenkollektoren und Wasserkraftwerke gebaut werden können, braucht es Geld für genügend Investitionen. Dieses Geld kommt unter anderem von der EEG-Umlage. Eine Umlage für die Erneuerbaren Energien.

Die wird 2013 von bisher 3,592 Cent auf 5,277 Cent steigen. Das sind 1,685 Cent mehr pro Kilowattstunde (alle Centbeträge im Blogpost sind pro kWh, was wir uns ab hier sparen). Diese Preise sind ohne Mehrwertsteuer. Die kommt bei der Abgabe noch drauf.

Weil diese Umlage nun so stark gestiegen ist, helfen auch günstigere Strompreise nicht viel. Den Preisvorteil geben die Stadtwerke zwar weiter, schreiben sie. „Allerdings kompensieren diese den aktuellen Anstieg der EEG-Umlage nicht vollständig.“

Wer jetzt allerdings überprüft hatte, wie sich die Stadtwerke-Preise tatsächlich verändern werden, wurde je nach Tarif etwas skeptisch. Im Ökotarif „bluegreen“ Zweitarif mit Einzählermessung zum Beispiel stiegen Haupt- und Nebentarif um jeweils brutto 2,68 Cent, was deutlich weniger ist als die Erhöhung der EEG-Umlage (brutto 2 Cent).

Es werden noch weitere Preistreiber wie die so genannte §-19-Abgabe aufgezählt. Und jetzt kommt der knifflige Part: Alle gestiegenen Umlagen sammeln und zusammenzählen…

Offshore-Haftung (neu) +0,250
§-19-Umlage +0,178
KWK-G-Umlage +0,124
EEG-Umlage +0,1685

Macht eine Steigerung von netto 2,237 Cent pro Kilowattstunde (brutto 2,6603 Cent). Zur Erinnerung: Den Preis haben die Stadtwerke um 2,68 Cent angehoben. Damit bleibt zwar nur noch eine Steigerung von 0,0197 Cent (netto 0,016555) hängen, womit bei den Stadtwerken aber immerhin etwa 40.000 Euro pro Jahr zusammenkämen, wenn das bei allen Tarifkunden gemacht würde – und die Strompreise im Großhandel stagnierten (was ja nicht der Fall ist).

Von weitergegebenen Kosteneinsparungen bei den Großhandelspreisen jedenfalls ist bei dieser Rechnung nichts zu merken. Beruhigt sein können aber die Normalkunden – bei denen werden die Preis humaner angehoben. Offenbar wird der Preisvorteil da weitergegeben. Geholt wird offenbar dort, wo sowieso viel verbraucht wird.

Edit

Nach einer Antwort der Stadtwerke Tübingen mit weiteren Zahlen ergibt sich eine Preiserhöhung von nur etwa einem Prozent.

Dieser Beitrag wurde unter Energie, Verbraucher, Wirtschaft abgelegt und mit , , , , , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.