Warum Diesel mehr kosten sollte

Foto: Rainer Sturm / pixelio.de

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Die Idee einer Besteuerung von Kraftstoffen nach ihrem Energiegehalt aus der EU-Kommission ist am Donnerstag vom Parlament abgeblockt worden. Wäre die Initiative gelungen, wäre Diesel in Deutschland deutlich teurer geworden. Denn der ölige Treibstoff hat einen höheren Energiegehalt als Benzin – und ist trotzdem billiger an der Tankstelle. Und das ist nicht gut. Und das sage sogar ich als Fan (gefilterter) Diesel. Wer alle Zahlen auf den Tisch legt, merkt übrigens, dass viele mit höheren Dieselpreisen billiger fahren würden.

In Sachen Umweltbilanz wäre der als schmutzig verschriene Diesel (mittlerweile hat ihm allerdings der Direkteinspritzer den Rang abgelaufen) damit gleich behandelt worden wie Benzin. Dabei allerdings wäre der Preis pro Liter gestiegen. Die Rede war von bis zu 22 Cent pro Liter. Damit wäre Diesel nicht mehr wie jetzt billiger als Super – sondern spürbar teurer.

Na klar, Sprit teurer zu machen, ist unpopulär. Den armen Autofahrern das Geld aus der Tasche ziehen! Wer will das denn? Mit dieser Argumentation ist das Ganze jetzt jedenfalls abgeblockt worden. Diese Sicht ist aber sehr einseitig. Viele Autofahrer hätten auch Geld gespart – die Verteilung der Kosten wäre nur gerechter.

Denn Gleichbehandlung hätte auch bedeutet, dass die Kraftfahrzeugsteuer hätte angepasst werden müssen. Denn für einen Diesel zahlt man in Deutschland deutlich mehr Steuer als für einen vergleichbaren Benziner. Das hätte dann entsprechend angeglichen gehört.

Dann wäre der Diesel für Vielfahrer weniger interessant geworden. Denn über die Effizienz eines Diesels haben sich bisher vor allem diejenigen freuen können, die viel gefahren sind – die höhere Steuer für Diesel ist schließlich unabhängig vom absoluten Verbrauch.

Dieselfahrzeuge sind in Deutschland nur billiger pro Kilometer, wenn sie viel gefahren werden. Dabei sollten auch nur dann höhere Kosten anfallen, wenn viel gefahren wird. Denn wer viel fährt, schadet auch dem Klima mehr. Man könnte diesen Gedanken so weit fortführen, dass die Kraftfahrzeugsteuer komplett entfällt und auf den Spritpreis umgelegt wird.

Bei dieser Idee gibt es das Problem mehr oder weniger unnötig angemeldeter Autos und weniger Fixkosten für alte Spritschlucker – nur Vielfahrer wären entsprechend belasteter. Es würde sich also lohnen, das Auto stehen zu lassen. Vor allem auf Langstrecken.

Dazu wollen aber wir auch eine kleine Rechnung aufmachen. Nehmen wir an, ein Dieselauto kostet etwa 300 Euro Steuer und ein Benziner 120 Euro; ähnliches Baujahr, ähnliche Größe und Leistung – die Zahlen sind realistisch. (Was wir in diesem Beispiel außen vor lassen ist, dass Diesel meist bei ähnlicher Leistung etwas mehr Hubraum haben – aber oft mit weniger Leistung durch das bessere Drehmoment als ähnlich kräftig eingestuft werden; das lässt sich also nicht berechnen, ändert aber auch nur wenig an den Zahlen.)

Wenn wir bei diesen zwei Fahrzeugen den gleichen Steuersatz hätten, würde der Dieselfahrer künftig 180 Euro im Jahr weniger ausgeben. Selbst bei 22 Cent Mehrpreis pro Liter Sprit würde er durch die Ersparnis von 180 Euro 818 Liter Diesel zum so errechnet gleichen Preis kaufen, wie der Fahrer eines Benziners. Diese Menge reicht bei einem Verbrauch von sechs Litern (was realistisch ist) für 13.600 Kilometer. Der durchschnittliche Autofahrer müsste man also etwa gleich viel zahlen wie vorher.

Wer mehr fährt, hat höhere Kosten für das Autofahren. Eingerechnet ist aber noch nicht, dass der Diesel absolut gesehen immer noch sparsamer ist. Wenn ein Diesel sechs Liter verbraucht, liegt ein Benziner erfahrungsgemäß bei etwa acht Litern. Vielleicht auch bei 7,5 Litern – beim Benziner hängt der Verbrauch eher am Gasfuß.

Einzig wer sehr viel mehr fahren würde, als das der Durchschnitt macht, würde drauflegen müssen – und das wäre nur fair. Wenigfahrer würden dafür entlastet werden – auch mit einem Diesel.

Dass ein Auto mit Dieselmotor in der Anschaffung mehr kostet, muss ja auch noch irgendwann „erwirtschaftet“ werden.

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