Unter sticht Ober: Bahn stellt Hackordnung bei Bahncard auf den Kopf

Die Bahncard 100 ist für die Flatrate-Generation mit gutem Einkommen oder für kühl rechnende Extrempendler in den Waggons. Wer eine Bahncard 50 im Geldbeutel hat, gehört zu den Deutschen, die häufiger im Zug der Deutschen Bahn AG sitzen, aber nicht mehrmals in der Woche für etliche Stunden. 50 Prozent Rabatt auf den Normalpreis können sich da sehen lassen.

Für den einen oder die andere, der oder die nur ab und an mit dem Zug reist und dann nicht besonders weit, gibt es die Bahncard 25, die kleine Bahncard. Sie ist günstig genug, um auch nur des Öko-Scheins wegen bei jedem Einkauf durch geschickt auffälliges Platzieren in der Geldbörse präsentiert zu werden. Wie der Name schon verrät, gibt es bei der Bahncard 25 nur ein Viertel Nachlass auf den Normalpreis.

So weit, so klar. Je mehr die Bahncard kostet, desto höher ist der Nachlass auf den Preis, denkt Otto-Normal-Mensch. Das war einfach zu verstehen, die Zielgruppen jeweils trotzdem unterschiedlich. Bis auf mindestens eine Ausnahme. Bei europäischen Fernfahrten mit dem Zug gibt es mit der kleineren Bahncard einen höheren Nachlass als mit der 50er.

Eine Fahrt von Stuttgart nach Wien ist nicht ganz günstig, kann aber mit einer Zugbindung etwas preiswerter gemacht werden. Da solche Fahrten oft geplant sind und nicht selten etwas mit Urlaub zu tun haben, ist eine Zugbindung für manche auch gar nicht dramatisch. Auch nicht für die „spontanen Vielfahrer“ (Bahn) mit einer Bahncard 50 – man muss seine Pläne ja nicht immer ändern.

Das sieht die Bahn offenbar anders. So gibt es auf die Stuttgart-Wien-Fahrt im zuggebundenen Sparpreis 25 Prozent Rabatt. Aber nur wenn man eine Bahncard 25 hat. Mit der 50er gibt es nichts. Die Fahrt ist also teurer – trotz der gleichen Bedingungen. Die Bahn hat dafür eine einfache Erklärung zur Hand: Es seien ja „verschiedene Angebote mit verschiedenen Konditionen und Zielgruppen“, schreibt der Kai ohne Nachname nach etwas Hin und Her auf dem offiziellen Twitter-Profil @db_bahn.

Wie ich es nun doch geschafft habe, meine Bahncard 50 für diese Fahrt zu verwenden? Ich habe eine Jubiläums-Bahncard 25 gekauft, die nur vier Monate gültig ist und sogar schon bei der einen Wienreise ein paar Euro spart. Und da alles schnell gehen musste und ich nur eine selbstausgedruckte Version dabei hatte, musste ich angeben, womit ich mich ausweisen möchte. Und ich habe die Bahncard 50 gewählt. Damit ist sie jetzt bei der Fahrt doch durch das Lesegerät der Kontrolleurs gewandert. Denn ohne Bahncard 50 wäre meine Bahncard 25 nicht gültig gewesen.

So weit, so lustig. Ich hätte auch nicht unbedingt 50 Prozent erwartet – aber en Preis wenigstens bei der Bahncard 50 auch um ein viertel zu senken wie bei der kleinen Schwester, das hätte doch drin sein können.

Damit ergibt sich jetzt für viele ganz neu die Option, mehrere Bahncards zu besitzen. Allerdings bringt es nicht viel. Man muss sich schon entscheiden, zu welcher Zielgruppe man mit welcher Fahrt gehört will. Kombinieren lassen sich meine zwei Karten nämlich leider nicht.

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