SWR Info nicht mehr auf Mittelwelle

Für SWR Contra ist ab 9. Januar Schluss mit der Übertragung auf Mittelwelle. aka / pixelio.de

Für SWR Contra ist ab 9. Januar Schluss mit der Übertragung auf Mittelwelle. aka / pixelio.de

Die analoge Mittelwelle ist eine alte Radiotechnik. Und gut ist sie nach heutigen Standards nicht mehr. Die Tonqualität ist bescheiden, Störgeräusche sind an der Tagesordnung. Wer bisher aber ein Hörer des Informationsradios „Contra“, produziert vom Südwestrundfunk war, hat diesen alten Übertragungsweg vielleicht trotzdem hin und wieder gewählt. Damit ist ab dem 9. Januar Schluss.

SWR Contra wurde bisher digital über das Internet, über das Digitalradio und eben die antiquierte Mittelwelle verbreitet. Das sind einige Möglichkeiten, um den Radiosender zu Hause hören zu können. Zusätzlich wird der Sender auch über Kurzwelle ausgestrahlt – allerdings nur in Stuttgart. Und da ist auch schon ab Degerloch Schluss mit dem Empfang – schlecht wird er schon früher.

Da Computer in vielen Haushalten zu finden sind und die Mittelwelle für technisch nicht so versierte Nutzer vorhanden war, haben auch die Gebührenzahler außerhalb Stuttgarts etwas für ihr Geld bekommen. Das wird auch so bleiben.

Für mich war die digitale Variante zu Hause meist ausreichend. Wenn ich nicht auf dem PC hören wollte, sondern beim Zähneputzen, kam das Smartphone oder das Tablet zum Einsatz. Wenn ich im Auto unterwegs bin, schalte ich allerdings immer wieder auf die Mittelwelle um. Weil für mich die Informationen aus dem Land oft wichtiger sind als die weltweiten Infos des Deutschlandradios.

Zum 9. Januar 2012 wird aus SWR Contra der Sender „Info“. Das Programm ist etwas anders aufgebaut, es soll etwa alle 15 Minuten ein Nachrichtenüberblick gesendet werden. Dazwischen sei immer noch Zeit für vertiefende Inhalte. Wie gut das gelingen wird, kann jetzt noch nicht beurteilt werden. Für Auto-Hörer oder PC-lose Hörer ist viel gravierender, dass die Mittelwelle abgeschaltet wird.

Und diese Umstellung ist mit heißer Nadel gestrickt. Denn als Alternative für die Mittelwelle wird Werbung für DAB + gemacht. Das ist ein neuer Radiostandard, der mit Sicherheit seine Berechtigung hat, allerdings noch nicht verbreitet ist. Selbst Autoradios von Neuwagen können mit dem Mitte 2011 eingeführten Standard nichts anfangen. Da hilft nur, ein neues Radio zu kaufen. Bei den Geräten zu Hause sieht es nicht anders aus. Denn die Technik ist noch nicht alt.

Alternativ kann man mit dem Smartphone im Auto über das Internet per App den Sender hören. Der Südwestrundfunk versprach auf Facebook, dass man für „jedes moderne Smartphone die kostenlose SWRInfo-App herunterladen zu können“. Jedes moderne heißt für den SWR: Apples iPhone, Android-Handys und das aktuelle Nokia-System. Mit meinem Blackberry schaue ich in die Röhre, wenn ich keine App eines Fremdanbieters nehme. Das ist kleinlich, ich weiß.

Aber mit dem Handy habe ich nicht immer Internetempfang. Sprich: Es funktioniert nur in Ballungsräumen, und evtl. in gut ausgebauten Netzen entlang irgendwelcher Autobahnen. Zudem wäre mein Datenvolumen beim täglichen Konsum recht schnell aufgebraucht. Zur ach so antiquierten Mittelwelle ist selbst das mobile Internet keine richtige Alternative. Das ist nicht kleinlich.

Und jetzt? Wird der SWR einen treuen Hörer teilweise verlieren. Zumindest auf meinen Autofahrten. Zu Hause kann ich noch hören, aber eben nicht mehr, wenn ich unterwegs bin. Und das ärgert mich. Denn die Mittelwelle abzuschalten und eine technisch bessere Alternative zu nutzen, ist zwar sinnvoll, aber nur dann, wenn man den Techniken eine gewisse Übergangszeit gibt.

Wenn es Autoradios immerhin schon seit ein paar Jahren mit dem neuen Standard geben würde, wäre es zu verschmerzen, wenn abgeschaltet wird. Aber es ist nicht fair gegenüber den Gebührenzahlern, wenn von heute auf morgen auf eine Technik gesetzt wird, die noch gar nicht verbreitet ist.

Wenn der SWR ein privater Anbieter wäre, der auf ein paar Hörer verzichten kann, wenn er entsprechend Geld spart, wäre der Ärger nicht so groß, wie er jetzt ist. Denn mit meinen Gebühren zahle ich jetzt für einen Sender, der beim Empfang einen klaren Rückschritt macht. Und den ich auch unterwegs hören will.

Hier geht es zur Fortsetzung – der SWR hat teils auf Kritikpunkte reagiert.

Übrigens

Folgende Anfrage an die Pressestelle des SWR vom 30. Dezember wurde bis heute nicht beantwortet. Ich hake wieder nach und reiche die Antworten dann nach. Dann kommt auch die Analyse der Stromeinsparungen – immerhin ist das hier ein Öko-Blog.

Sehr geehrte Damen und Herren,

Sie stellen jetzt zum Anfang Januar SWR Contra auf der Mittelwelle ab. Das soll unter anderem Geld und Strom sparen, hörte ich. Ich habe dazu noch einige Fragen:
Wie viele Hörer hat dieser Spartensender derzeit – und auf welchem Weg? Gibt es dafür Zahlen?
Mit welchen Einbrüchen rechnen Sie bei den Hörerzahlen durch Mittelwelle?
Wie viel Prozent aller Haushalt haben Ihren Zahlen nach ein DAB+-Radio?
Wie viel Prozent aller Autofahrer, rechnen Sie, wird künftig in der Lage sein SWR ionfo zu hören?
Wie hoch ist der Stromverbrauch der SWR-Mittelwellenanlagen pro Jahr?
Wie hoch ist der Stromverbrauch der DAB+-Anlagen?
Bei den Kilowattstunden interessiert mit der reine Anlagen-Verbrauch um hier entsprechend CO2-Äquivalente zu finden.
Was für einen Strom bezieht der SWR?
Wie viel kostet der Betrieb der SWR-Mittelwellenanlagen?
Wie viel kostet der Betrieb der DAB+-Anlagen?
Werden Mitarbeiter/innen entlassen, wenn die Mittelwelle nicht mehr sendet?
Wie viel neue Mitarbeiter haben Sie für DAB+ eingestellt?
Die Umschaltung erfolgt quasi ohne Übergangszeit der Techniken, DAB+ ist ein halbes Jahr alt, wenn ich morgen mein fabrikneues Auto mit einem teuren Werksradio abholen, kann ich Ihre Angebote dort nicht empfangen.

Vielen Dank schon jetzt für die Beantwortung meiner Fragen.

Freundliche Grüße
Benny Hechler

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