SoLaWi-Tagebuch: Erste Lieferung fällt gleich größer aus

Die erste Ernte für die SoLaWi-Gemeinschaft in Tübingen.

Die erste Ernte für die SoLaWi-Gemeinschaft in Tübingen.

Angekündigt war zuerst nur, dass es bei der ersten Lieferung der Solidarischen Landwirtschaft in Tübingen Feldsalat geben würde. Von etwa 200 Gramm war die Rede. Kurz vor dem großen Tag des ersten Besuchs des zentralen Abholortes in Waldhausen war aber schon klar, dass es mehr geben würde.

Die Tübinger Solawisten haben sich am ersten Tag 300 Gramm Feldsalat, ein Kilogramm Kartoffeln, ein halbes Kilogramm Zwiebeln und eine halbe Sellerie-Knolle in den Korb legen dürfen. Wie viel Bioland-Gemüse da wohl nach dem Frühjahr erwirtschaftet wird? Angebaut wird das Gemüse auf drei Höfen. Zwei davon sind in Waldhausen, einer ist in Dusslingen.

Mit Regalen und Kisten ist der Abholort schon fast fertig eingerichtet, jetzt geht es für die Prosumenten vor allem um Abholgemeinschaften. Zu einer SoLaWi schließen sich meist Leute zusammen, denen Umweltschutz wichtig ist. Deshalb soll möglichst nicht jede/r mit dem eigenen Auto nach Waldhausen fahren. Das funktioniert natürlich vor allem bei den Stadtbewohnern, die nah beieinander wohnen. Nur ein paar wenige Solawisten wohnen alleine in ihrem Ort oder Ortsteil.

Wie viel von der Ernte jedem Prosumenten zusteht, ist einer Liste im zentralen Abholort zu entnehmen.

Wie viel von der Ernte jedem Prosumenten zusteht, ist einer Liste im zentralen Abholort zu entnehmen.

Sich seinen Anteil abzuholen ist ganz einfach: Auf einer Liste ist eingetragen, welchen Anteil man bekommt. Damit das passt, steht eine Wage im Abholraum. Wer mal etwas nicht mag, oder nicht so viel von einem Gemüse braucht, kann es in eine Kiste packen, bei der sich andere Prosumenten bei Bedarf bedienen können.

An dieser Stelle möchte ich noch auf die Kritik aus einem Kommentar im ersten Tagebucheintrag eingehen. Wenn sich eine SoLaWi-Gemeinschaft wie in Tübingen an bestehenden Bauernhöfen beteiligt, sei das nur eine „Biokiste deluxe“, wurde moniert. Tübingen sei doch politisch grün genug, dass sich genug Mitglieder für einen ganz eigenen Hof finden müssten, so die Einschätzung.

Während sich in der Bieterrunde des ersten Abends 28 Prosumenten gefunden hatten, kamen im Nachgang 14 dazu. Das reicht nicht für einen eigenen Hof. Auch in Tübingen wäre für das Initialprojekt vermutlich nicht genug dazugekommen. Tübingen ist sehr studentisch geprägt und die Kosten für einen reinen Solawi-Hof sind höher als bei der Tübinger Beteiligungsvariante.

Allerdings trägt auch die Beteiligung dem Solidaritätsgedanken Rechnung. Zwar übernehmen die Prosumenten nicht solidarisch alle Risiken der drei beteiligten Landwirte, aber immerhin ein Teil ihres Produktion-Risikos ist auf mehrere Schultern verteilt. Auch die Solidarität der Mitglieder untereinander hat funktioniert. Nicht alle bezahlen die 50 Euro Zielbetrag – manche etwas mehr, andere etwas weniger.

Diese kleinere Variante ist ein guter Anfang. Vielleicht kann sie im nächsten Wirtschaftsjahr ausgeweitet werden. Und irgendwann, wenn das Konzept immer mehr Leute überzeugt, gibt es für Tübinger Solawisten eine Rundum-Versorgung vom eigenen Hof. Der sanfte Einstieg erleichtert den Projektstart und minimiert die Risiken für das Projekt. Wer klein startet, kann mehr Ambitionen haben zu wachsen.

Teil 1 des SoLaWi-Tagesbuches – So funktioniert die Solidarische Landwirtschaft
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