Schönfärberei beim Verbrauch von Autos abstellen – wenn nicht jetzt, wann dann?

Wann, wenn nicht jetzt, muss endlich Schluss sein mit den geschönten Verbrauchswerten von Autos? Die Diskussion um den Betrug von Volkswagen bei den Abgaswerten (und jetzt auch zumindest falschen Werten beim CO2-Ausstoß) rückt in den Mittelpunkt, wie realitätsfern auch die legalen Abgastests sind.

Als ich den Verkehrsexperten Charles McKay jüngst im Deutschlandfunk gehört habe, konnte ich es nicht fassen. Herr McKay sagt, die Kunden seien selbst schuld am Abgas-Skandal:


„Peter Kapern (DLF):
Jetzt wird es ja richtig interessant, Mr. McKay. Das war also gar nicht die Autoindustrie, die hinter diesem Skandal steht. Es war gar nicht die Politik, die da geschlampt oder weggeguckt hat, sondern es waren wir, alle Autofahrer!

Charles McKay: Ja! Im Prinzip ist es so: der Kunde. Wir bemängeln schon seit Jahren die Tatsache, dass die Verbrauchswerte, die in den Prospekten stehen, nicht der Realität entsprechen. Aber der Kunde akzeptiert es. Wir alle akzeptieren das und es stellt sich mir die Frage, warum. Sind wir wirklich so blauäugig? Wollen wir es nicht wissen? Und ich muss ganz ehrlich gestehen: Es geht ja letztlich immer nur um CO2 und CO2 korreliert letztlich eins zu eins mit den Verbrauchswerten eines Fahrzeugs. Das ist das, was den Kunden letztlich interessiert. Das Thema Stickoxide ist für ihn uninteressant, weil es sein Portemonnaie nicht berührt, und ich glaube, das wird in Zukunft dann anders werden müssen, denn nur wenn, ich sage mal, die Schmerzen groß genug sind, wird der Kunde entsprechend auch nachfragen.“

Das suggeriert, der Kunde hätte die Wahl gehabt. Solange es keine Alternativen in einem fehlerhaften System gibt, bleibt den Konsumenten am Ende allerdings nichts anderes übrig, als das System zu akzeptieren. Und wenn die rechtlichen Grundlagen Schönfärberei erlauben, was soll man den dann als Kunde tun?

Natürlich ist es nicht ganz einfach, den Verbrauch eines Fahrzeuges so anzugeben, dass er der Realität entspricht. Ich erwarte auch nicht, dass ich die Papierwerte mit Dauer-Vollgas oder in sehr hügeligen Gegenden erreiche. Aber wenn ich noch nicht mal mit zurückhaltender Fahrweise auf ebener Strecke in die Nähe des angegebenen Verbrauchswertes komme, dann läuft etwas schief.

Der Volkswagen-Skandal hat zumindest die Medien-Öffentlichkeit aufgerüttelt. Darin liegt eine große Chance, dass es in Zukunft keine Schönfärberei mehr gibt. Die Politik kann sich nicht mehr so einfach wegducken. Dabei sollte man aber klar trennen zwischen einem Betrug, der bei Volkswagen auf manipulierter Software basierte, und einem systematischen Mangel, der durch praxisferne Fahrzyklen zwar eine Vergleichbarkeit der Fahrzeuge untereinander ermöglicht, von der Realität aber sehr weit weg ist. Und das muss sich ändern.

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