Ökologisch Bauen & Renovieren: BUND Jahrbuch 2013 ist gelungen

BUND Jahresbuch „Bauen & Renovieren“ Schwerpunkt: Energiewende selbst machen. Foto: BUND

Hätte ein kommerzieller Verlag die Organisation übernommen, wäre ein Buch daraus geworden. Was den Häuslebauer oder -renovierer unter den Ökos bewegt, hat der BUND Baden-Württemberg in seinem Jahrbuch 2013 „Ökologisch Bauen & Renovieren“ gut recherchiert und mit einem breiten Themenspektrum auf mehr als 200 Seiten zusammen gefasst.

Wer baut oder renoviert, muss viele Entscheidungen fällen: Welche Heizungsart soll es sein? Mit welchem Stoff dämme ich am besten? Wie schone ich die Umwelt am meisten? Auf viele Fragen gibt das BUND-Jahrbuch gute und neutrale Antworten. Bei den Dämmstoffen werden die konventionellen Materialien wie Styropor in den Vergleichen nicht außen vor gelassen und auch beim Heizkostenvergleich gewinnt die Gasheizung mit Solarunterstützung ein gutes Stück vor den Pellets. Das ist ein neutrales Ergebnis, das weder BUND noch der Umwelt gefallen dürften – aber eben den Geldbeutel schont.

Dass reine Zahlen aber nicht alles sind, zeigen vor allem die Renovierungsporträts verschiedener Häuser. Mit viel Liebe zum Detail wurden Häuser energetisch und optisch auf den neuesten Stand gebracht. Gegliedert in Musterhäuser alt und neu gibt es für Renovierer und Bauherren genug zu lesen. Auch für gut informierte Laien ist allerlei Neues dabei. In Steckbriefen sind wesentliche Daten wie Wohnfläche und Kosten zu finden.

Auch ungewöhnliche Wege der Sanierung oder des Neubaus werden beschrieben. In einem Hausporträt etwa wird erklärt, wie Nahwärme zwischen zwei Häusern funktionieren kann. Eine teure und aufwendige, aber auch spannenden Idee ist ein Haus mit einer Hülle, die als Luftkollektor dient und damit die Energie einstrahlender Sonne in Wohnraumwärme umwandelt. So eine Sanierung kostet bei 170 Quadratmetern Wohn-/Arbeitsfläche stolze 175.000 Euro – trotz 1.400 Stunden Eigenleistung.

Ganz verrückt: Eine Eisheizung. Bitte, was? Ja, eine Heizung aus Eis: Warmem Wasser in einem Reservoir wird ab Herbst Richtung Winter so lange die Wärme entzogen, bis es gefriert. Um den Gefrierpunkt gibt es eine so genannte Kristallisationswärme, die wiederum einen Energieschub für das Haus bedeutet. Eine Solaranlage zögert den Zeitpunkt des Gefrierens so lange hinaus, dass erst zum Ende der Heizsaison der 10.000-Liter-Tank gefroren ist. Im Sommer wird das Eis dann verwendet, um die Temperatur zu senken. Mit Sonnenenergie wird das Wasser bis zum Beginn der Heizperiode wieder erwärmt und das Spiel beginnt von vorne.

Aber auch nur zu sehen, was alles möglich ist, dürfte für manchen spannend sein. Einzig auf den Boden der Tatsachen zurückkehren sollte man, wenn es an die Planung des eigenen Umbaus geht. Was keineswegs bedeuten muss, dass die Beispiele praxisfern sind. Da waren einfach richtige Ökos am Werk – und haben es richtig gemacht. Der Schwerpunkt des Heftes ist die „Energiewende selber machen“. Und dass die Energiewende kein Kinderspiel ist, dürfte den meisten klar sein.

Die kritische Stimme in Sachen Umweltfreundlichkeit ist beim BUND mehr als ausreichend. Die Erdwärme etwa kommt nicht wirklich gut weg. Immerhin wird damit aus Strom, der in Deutschland vorwiegend aus fossilen Brennstoffen und Atomkraft produziert wird, Wärme gewonnen. Zwar braucht man weniger Energie als bei Elektroheizungen, aber die Pelletanlagen und vor allem die solare Energiegewinnung sehen in der Umweltbilanz sehr viel besser aus.

Auch der Nutzwert kommt neben den praktischen Projekten nicht zu kurz. Vor Schimmel haben viele Angst, die ihre Gebäudehülle dämmen mochten: Was tun gegen dicke Luft, ist das entsprechende Kapitel im Jahrbuch überschrieben.

Das Jahrbuch hat ein paar Schwächen im Layout, es wird ab und an politisch – aber die Fachinformationen kommen nicht zu kurz. Geschrieben sind die Artikel durchweg mehr als ordentlich. Auch ins Fachchinesisch verfällt keiner der Schreiber. Der Preis von 8,90 Euro liegt auf dem unteren Niveau eines Taschenbuches. Wer plant, Tausende in den eigenen vier Wänden zu versenken, sollte diese Investition nicht scheuen. Zu bekommen ist es im gut sortierten Zeitschriftenhandel (blaue Weltkugel, „Ihre Presse“, etwa an Bahnhöfen) oder per Download.

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