Neun Ausreden von Umweltsündern – warum SUV-Fahrer die schlechteren VW-Bus-Besitzer sind

Warum fährt man so etwas? Foto: Thomas Max Müller / pixelio.de

Warum fährt man so etwas? Foto: Thomas Max Müller / pixelio.de

Sie verschleudern einen Rohstoff, von dem wir nicht mehr viel haben, setzen auf Statussymbole und kümmern sich offenbar überhaupt nicht um die Zukunft unserer Erde: Geländewagenfahrer.

Leider ist die Umweltsünde auf vier Rädern nach anfänglicher gesellschaftlicher Verachtung nun doch halbwegs chic geworden. Leider.

Hier sind zehn Ausreden von SUV-Fahrern und die Gegenargumente. Wer es mit den Eigenschaften seines Geländewagens wirklich ernst meint, sollte einen VW-Bus fahren.

Eine Ausrede, die man leider nie zu hören bekommt
„Ich habe etwas zu kompensieren.“

Egal, was zu kompensieren ist, ein SUV taugt dafür heute nicht mehr. Denn Aufmerksamkeit erregt man damit nicht mehr. Leider auch keine negative mehr. Den maximalen Aufmerksamkeitswert hat heute, wer ein lautloses Elektroauto chauffiert.

Wie wäre es damit? Ein Opel Ampera zum Beispiel wäre auch günstiger als die meisten großen SUV. Und er macht vor dem Reihenhaus, an der Ampel und gelegentlich sogar beim Tanken (er hat noch einen kleinen Benzinmotor an Bord) ordentlich etwas her.

Die Technik-Gläubigen
„Die Geländewagen von heute verbrauchen gar nicht mehr so viel Sprit.“

Das ist richtig. Dank moderner Motoren saufen die Geländewagen heute weniger. Allerdings gibt es diese Entwicklung auf dem ganzen Automarkt. Der Familienkombi schluckt heute auch weniger. Und wenn in den Papieren der SUV ein Normverbrauch von 6,x Litern Sprit auf 100 Kilometer ausgewiesen ist, kontert ein Familienkombi mit 4,x Litern.

Der Mercedes ML 250 Bluetec 4matic, der derzeit wohl beste Sparkünstler unter den großen SUV, verbraucht kombiniert zwischen 6,0 und 6,5 Liter – real gefahren wird er das natürlich nicht halten können. Andere Modelle verbrauchen nach wie vor deutlich mehr. Ein Mercedes E 200 CDI BlueEFFICIENCY (selber Hersteller, gleiche Spritspartechnik, ähnliche Größe) verbraucht 5,1 bis 5,4 Liter.

Ein Passat Kombi (BlueTDI, 140 PS) kommt theoretisch mit 4,7 Litern aus – das sind fast zwei Liter weniger. Der nächstgrößere ML (auch ein sparsamer Diesel) verpulvert auf hundert Kilometer übrigens 6,8 bis 7,4 Liter Sprit in seinen Brennräumen – laut EU-Norm, zweistellige Werte sind da schnell erreicht.

Die scheinbaren Naturfreunde
„Ich muss oft ins Gelände fahren. Mein Wochenendgrundstück ist nur über eine Wiese zu erreichen.“

Was vermeintlich für den Einsatz eines Geländewagens spricht, stützt den Kauf eines der typischen Modelle (BMW X-Reihe oder ML-Modelle von Daimler, Porsche Cayenne, usw.) kaum. Denn auf einer feuchten Wiese helfen all die technischen Tricks nur wenig, wenn das Fahrzeuggewicht zu hoch ist. Der Daimler ML mit kleinem Motor wiegt 2,15 Tonnen. Ein kleineres und damit leichteres Fahrzeug mit Allradantrieb absolviert den kleinen Schlammausflug am Wochenende naturgemäß besser.

Förster und andere in der Natur Berufstätige, die ihr Auto vor Ort brauchen, fahren sehr selten große Geländewagen. Die meisten haben kleine und leichte Modelle. Der Suzuki Jimny ist unter den moderneren Fahrzeugen sehr beliebt. Wer ein unverwüstliches Auto fürs Gelände sucht, wird bei Lada fündig.

Die Sicherheitsfanatiker
„Autofahren ist gefährlich, da fühle ich mich in einem Geländewagen wohler.“

Autounfälle können heftige Folgen haben, da ist es schlau, sich zu schützen. Ob es allerdings der richtige Weg ist, sein Blechkleid durch Aufrüstung massiver zu machen, darf bezweifelt werden. Wenn ein 2+-Tonner auf einen Kleinwagen trifft, war der SUV-Fahrer wirklich sicherer unterwegs. Allerdings auf Kosten der Gesundheit anderer. Dieser Sicherheitsgewinn darf ethisch überdacht werden.

Der Audi Q7 erreichte trotz seiner Monster-Ausmaße im ADAC-Crashtest nur vier von fünf Sternen. Knie und Füße waren beim Frontalaufprall erhöht belastet. Gewicht und Größe sind also nicht alles. Ein Lapsus, den sich A6 und A4 nicht erlaubten – der A3 allerdings auch.

 Statusdenken
„Mir steht als Firmenwagen ein entsprechend teures Modell zu.“

Dann investieren Sie doch das Geld lieber in teure Umwelttechnik. Gönnen Sie sich und Ihrer Umwelt ein Elektroauto. Oder geben Sie das Geld für das ein oder andere Komfortmerkmal in einem kleineren Auto aus. Mit einem Massagesitz kommt man auch ohne aggressive Fahrmanöver erholt ans Ziel.

Man könnte es ja mal brauchen
„Für meinen Platzbedarf ist das genau das richtige Auto.“

Bei viel Blech außen gibt es auch innen viel Platz. Mit einem Familienkombi fährt man aber meist kaum schlechter. Und wenn doch sieben Leute an Bord passen sollen und zusätzlich noch Raum für das Urlaubsgepäck sein muss, dann bietet sich wohl eher ein VW-Bus an. Der ist als fahrende Schrankwand zwar auch kein Musterknabe im Umgang mit Öl, liegt aber mit 6,4 Litern als Bluemotion-Modell deutlich unter dem Gros der Geländewagen. Und bietet dafür sehr viel mehr Stauraum. Wer damit nicht klar kommt, sollte über einen Lasterführerschein nachdenken.

Alte Autofahrer
„Ich bin nicht mehr der Jüngste, ich will bequem sitzen und beim Einsteigen nicht nach unten fallen.“

Rentner-Autos sind im Kommen, wie manch anderes für die betagtere Generation auch. Typische Vertreter neben den Geländewagen sind A-Klasse und B-Klasse von Daimler, aber auch wieder der VW-Bus. So gut und aufrecht sitzt man sonst kaum. Und wer angenehm sitzen will und dabei auch noch etwas für die Umwelt tun will, der sollte sich mal den Smart genauer anschauen. Bei den neueren Modellen soll jetzt auch die Federung bandscheibenfreundlicher sein.

Anhänger-Fanatiker
„Für meine Anhängelasten brauche ich ihn einfach.“

Der Daimler ML 250 darf ungebremst 750 Kilogramm hinten dran hängen haben. Wenn der Anhänger gebremst ist, sind das 2.950 Kilogramm. Der Passat darf gebremste zwei Tonnen hinter sich herziehen. Mit einem etwas stärkeren Motor – bei weiterhin geringerem Verbrauch – bis zu 2,2 Tonnen.

Das gilt aber nur für Besitzer des alten Führerscheins. Wer seinen Lappen nach 1999 gemacht hat, darf sowieso nicht mehr so viel ziehen. Dann ist der Geländewagen sogar ein Nachteil. Mit der Führerscheinklasse B darf ein Gespann nicht mehr als 3,5 Tonnen wiegen. Im Falle des 2,15 Tonnen SUV blieben da neben Fahrer und Beladung nur noch 1,35 Tonnen für den Anhänger (Ladung und Eigengewicht).

Ein Pferdeanhänger mit Platz für zwei Tiere und samt Sattelkammer bewegt sich übrigens im Bereich der maximalen Gesamtmasse etwas über den für den Passat erlaubten Werte – damit es eng wird, müssten die Pferde zusammen aber auch mit 1,4 Tonnen die maximale Zuladung ausnutzen. Bei wem das der Fall ist, der braucht tatsächlich einen Geländewagen – oder einen VW-Bus, der kann das auch.

Alleskönner gesucht
„Ich muss mit viel Stauraum oft im Gelände einen schweren Anhänger ziehen.“

Wer die eierlegende Wollmilchsau unter den Autos sucht, wird im Alltagsbetrieb mit einem klassischen Kombi mit Allradantrieb vermutlich eher glücklich, als mit einem Monsterwagen. Denn in anderen klassischen Autofahrer-Disziplinen wie Stadtverkehr, Einparken oder eben dem Spritverbrauch schlägt sich so ein eher normales Fahrzeug am Ende meist besser.

Wenn dann richtig viel angehängt werden soll, der Platzbedarf tatsächlich enorm ist und Geländetauglichkeit Pflicht ist, spricht dann doch alles für einen VW Bus – mit Allradantrieb. Der kann dann von allem ein bisschen mehr als der Geländewagen.

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