Der Twizy ist gut für Städter oder taugt als Roller-Ersatz – Fazit des Twizy-Tagebuchs Tag 13

Nach knapp zwei Wochen ist es Zeit, ein Fazit aus den Fahrten mit dem Twizy zu ziehen. In den vergangenen Tagen stand er meistens in der Garage. Es waren oft mehr als die 60 Kilometer zurückzulegen, die sich als Alltags-Limit mit kleinem Puffer herausgestellt hatten. Der Twizy verbindet die Nachteile von Auto und Roller, sage ich, wenn ich’s gerade nicht so gut meine mit dem Elektroflitzer. Er ist weniger wendig als ein Roller und im Stau steht man wie alle anderen Autos auch.

Wer auf dem Land wohnt und einen Roller hat, kommt nicht nur schneller durch die benachbarte Stadt, sondern kann auch sehr schnell tanken. Die Reichweite genügt oft nur für Alltagsfahrten, wenn die Arbeitsstelle etwas weiter weg ist. Allerdings hat der Twizy auch ein paar Vorteile. Er hält seine Insassen trocken. Nur wer hinten hockt, sollte bei größeren Regenfällen halbwegs wasserdicht eingepackt sein. Vor Kälte allerdings schützt er nicht.

Fahrgefühl wie im Go-Kart

Das Fahrverhalten ist in Ordnung, nur die Federung ist schlecht. Vorwiegend psychisch Sorgen bereiteten mir die lauten Geräusche der Reifen, weil man nahe dran hockt. Obwohl das Fahrverhalten sehr dem eines Go-Kart ähnelt, traut man sich kaum wirklich flott unterwegs zu sein. Nach den schlechten Erfahrungen auf nasser Straße verhindern das die Wimmer-Geräusche und ein sensibel auf die schlechte Federung reagierendes Popometer auch bei gutem Grip. Da man sehr nahe an den Reifen sitzt und die Fenster immer offen sind, hört man, wie sie sich um Haftung bemühen. Wie beim Go-Kart bleibt das Gefühl, dass der Grenzbereich eng ist. Auf öffentlichen Straßen habe ich das nicht ausprobiert. Und bei Ökoalltag ist alles alltagsnah – es gibt keine abgesperrten Strecken.

Die zusätzliche Technik der Deluxe-Ausgabe des Twizy hat nicht überzeugt. Der Piepser bem Rückwärtsfahren fiept völlig panisch schon bei meterweise Luft zum nächsten Hinternis. Wenn wirklich was im Wege wäre, würde man deshalb auch nicht reagieren. Aber auch simple Dinge wie der Laderaum sind eher Mangelware. Man hat keine Chance, seinen Rucksack irgendwo unterzubringen, wenn man das Fahrzeug verlässt. Sparen kann man sich auf jeden Fall den Aufpreis für das so genannte Technic-Paket.

Steht der Twizy in der Öffentlichkeit, bleibt oft ein unangenehmes Gefühl. Da die Fenster immer offen sind, will man nicht wissen, was alles drin landen könnte oder kaputt gemacht werden könnte.

Warum der Twizy nicht billig ist

Ab 7690 Euro bekommt man die schnelle Version des Twizy ohne Schnickschnack. Das ist für einen besseren Roller mit Elektroantrieb ein fairer Preis. Was den Spaß etwas trübt, ist die Leasing-Gebühr für die Batterie. Zwar hat man garantiert eine immer leistungsfähige Batterie, allerdings kostet das auch einige Euro extra. Unter 50 Euro im Monat geht gar nichts. Dann kann man 7500 Kilometer im Jahr fahren – und bindet sich mindestens für drei Jahre. Da kommt finanziell schon ein Kleinwagen mit Benzin-Motor in Reichweite. Allerdings spart der Twizy wiederum bei den Unterhaltskosten, weil zum Beispiel die Wartungsintervalle sehr lang sind. Auf mittlere Haltedauer gerechnet bezahlt man ein paar Cent pro Kilometer weniger als bei einem Kleinstwagen.

Fahrten zu zweit sind möglich, aber kein Vergnügen. Vor allem der Einstieg hinten bedarf akrobatischen Geschickts. Vom rückengeschädigten Langen, über Durschnittsdeutsche bis zu stabileren Leuten haben sich während des Tests allerelei Co-Piloten ins Heck des Twizy gefaltet. Spaß hatten sie nur, weil der Twizy anfangs meist auf große Sympathien trifft. Auf eine zweite Mitfahrt verzichteten die meisten schnell.

Wie gut Städter damit klarkommen, kann im Blog der Zoepionierin Jana Höffner verfolgt werden. Sie hat das Fahrzeug heute übernommen und will in den nächsten Tagen auf ihre Zoe verzichten und mit dem Twizy durch Stuttgart stromern. Für Landeier gibt es nur eine Kaufempfehlung, wenn man ein paar Euro locker hat und ein konventionelles Fahrzeug, mit dem man längere Strecken zurücklegen kann. Mit Zugriff auf Teilauto und andere Mobilitätsangebote sieht das in der Stadt sicher anders aus.

Alle Beiträge im Twizy-Tagebuch gibt es hier.

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